2005: Gedankensplitter rund um die Rückkehr nach Deutschland
Die provinziellsten aller Provinzstädte – und doch nett
Ich sitze vor der Zeitung. Es ist wie eigentlich jeden Tag:
Shanghai in den Wirtschaftsnachrichten, Shanghai im Sport, Shanghai im Reiseteil: „Die meisten Deutschen in China“,
„Volldampfmetropole“, Wirtschaftshauptstadt Chinas“, „teuerster Grand Prix aller Zeiten“, „Entdecken Sie das Reich der Mitte“ etc. .
Gut, ich sollte nicht meckern, denn unsere neue/alte Heimat Ulm macht ja auch Schlagzeilen:
„Die provinziellsten aller Provinzstädte Deutschlands“, heißt es da... - ein „Ehrentitel“, den die Münster-Stadt jüngst
von einem Berliner Journalisten verliehen bekam.
Nun ja – ehrlich gesagt müssen wir zugeben, nicht einmal in Ulm zu wohnen.
Wir wohnen jenseits des noch kleineren, bayerischen Ulm-Anhängsels Neu-Ulm, in dem noch viel, viel kleineren Vorort Finningen, und
dort wiederum im vorletzten Haus vor den Feldern.
Genau genommen müssen wir also zugeben, nach drei Jahren in „der Metropole des nächsten Jahrtausends“ nun „am Rande des
Vorortes des Nachbarortes der provinziellsten aller Provinzstädte Deutschlands“ gelandet zu sein... – mmpf .
Das sind Gedanken, die so oder zumindest so ähnlich vielen Rückkehrern durch den Kopf gehen. Wer nicht gerade in Berlin oder
vielleicht auch Hamburg heimisch ist, den empfängt die mehr oder minder ersehnte Heimat oft mit der ein oder anderen kalten Dusche: mächtig Statusverlust, man ist nicht mehr der Ausländer mit dem
„Megaeinkommen“ und hinweggefegt werden vor allem auch alle „Heute-Bangkok-morgen-Sidney-Große-Welt“-Gefühle: Augsburg und München sind plötzlich angeblich „weit weg“, eine Stunde im Auto ist
eine „Reise“, und nicht mehr nur der Nachmittagseinkauf.
Gehen wir weiter in den Alltag und da in den Supermarkt. Die riesen Auswahl an qualitativ hochwertigen Artikeln und die Tatsache
jeden Artikel eindeutig identifizieren zu können macht schon viel Spaß. Zudem: In einem vollen deutschen Supermarkt kommt man sich im Verhältnis zum Carrefour am Wochenende immer noch richtig einsam vor, bis man
an die Kassen kommt, besser gesagt an die EINE Kasse (zum Vergleich: Qibao-Hymall an einem Wochenende im Oktober 43 (!!!) geöffnete Kassen). Es mag sein, dass deutsche Service-Kräfte besser geschult sind als
chinesische - aber es gibt einfach zu wenig davon: Keine Packer im Supermarkt, keine eifrigen Getränkenachschenker, und ganz, ganz bestimmt keine Handwerker auf Abruf. 24/7- Shops sind eine Fabel aus dem Morgenland
- es wird wohl noch lange brauchen, bis wir in Deutschland erleben, dass ein Verkäufer in seinem Shop schlafend auf Kunden wartet, weil Arbeit ist Arbeit und eben nicht Schlaf.
Deutschland konfrontiert einen nach ein paar Jahren in China mit einer zuvor kaum bewusst wahrgenommenen Langsamkeit und sehr
wenig Verständnis für „chinesische“ Verhaltensweisen – weder im Straßenverkehr (hier muss man WIRKLICH aufpassen), noch bei der Preisverhandlung und wer immer es sich angewöhnt haben sollte: Chuuaaarg Pffk
führt in aller Regel zu sofortigem Restaurantverweis ;-).
Der manchmal zehrende Vorlauf:
Für viele beginnt das Thema Rückkehr als Belastung jedoch lange bevor sie in Deutschland sind: Wenn die Heimatperspektiven
beruflich nicht schon fest voreingestellt sind, keine Stelle wartet, man weder weiß, wann man wieder wohin zurück kehrt, noch was man dort machen wird, kann der ganze Prozess der Rückkehr sehr belastend werden -
gerade für uns planungsfreudige Deutsche.
Das war bei uns nicht so tragisch. Wir wussten Sandra würde wieder an die Schule gehen, und Frieder war beruflich ja in einer recht
recht flexibelen Position. Im April konnten wir mit Hilfe von Freunden bereits eine Wohnung fest machen. Die endgültige Bestötigung über Sandras Schule ließ dann zwar auf sich warten, doch hatten wir richtig
gepokert und Sandra kann so im Sommer mit dem Fahrrad unterwegs sein.
Vertraute Heimat – oder doch nicht?
Nach China fährt man auch bei guter Vorbereitung immer mit in irgendeiner Form unangemessenen Erwartungen, weil man China nicht
kennt.
Deutschland glaubt man dagegen zu kennen und das ist eine Falle:
Manches in der Heimat sieht man in einem neuen Licht.
Das Leben in Deutschland ist anders. Krass formuliert kehrt man zurück als Außenseiter, als jemand aus einer anderen Welt. Das klingt
erschreckend und das soll es auch sein. Nicht weil die Rückkehr schrecklich wäre, nein, sondern weil es schade wäre dieses große Ereignis durch naive Erwartungen und Leichtfertigkeit unnötig zu belasten.
Unsere Erfahrung: Wenn man die Rückkehr mit der gleichen Offenheit und Abenteuerlust angeht, wie den Schritt nach China, man nicht das
„zurück“ zu sehr betont, sondern einfach das „nach“ Deutschland gehen sieht, kann man die erheblichen Lebensqualitätssteigerungen die in Deutschland allein durch das Thema Natur- und Umweltschutz möglich
sind, wirklich genießen - no regrets!!!!
Wie geht es einem am letzten Tag?
Das hängt natürlich in vieler Hinsicht von einem als Person ab, aber es gibt gewisse Muster:
Wir persönlich, obwohl wir uns sehr bewusst auf die Rückkehr vorbereitet hatten, hatten ein sehr eigenes Gefühl, als wir Shanghai hinter
uns ließen – bzw. eigen war, mit wie wenig Gefühlen es dann verbunden war. Lag es an der Flugroutine, an der langen Vorlaufzeit, daran, dass man eigentlich nicht verstand, was da passierte?
Wir fuhren am letzten Tag aus dem Compound und dachten: „Schau an, jetzt fahren wir aus dem Compound.“ – eigentlich wie immer.
Ein wenig fühlten wir uns, als säßen wir in einem Film.
Natürlich freuten wir uns - und zwar sehr - auf Deutschland, und es gab auch viele Gründe, wirklich frohen Mutes dorthin zurück zu
kehren – aber irgendwie, kam das nicht so durch. Einchecken, Departure Card – alles wie immer.
Auf der anderen Seite gab es am eigentlichen Abschiedstag auch keine große Trauer mehr, obwohl wir wirklich gerne in Shanghai waren.
Wir hatten die sprachlichen und kulturellen Hürden für uns passend überwunden, fühlten uns wohl, willkommen, hatten sehr viele nette Menschen kennen gelernt, hatten uns mehr als eingelebt, und ausgerechnet jetzt
sollten wir gehen? Aber auch das perlte (nach einzelnen Krisen im Vorlauf) am letzten Tag irgendwie ab.
Ein ganz persönlicher Puffer
Wir sind nicht die Einzigen die das so erlebt haben – das Phänomen hat Gründe:
Routine, Vorbereitung, Unwissen - es ist eine Mischung aus Allem, was bei der Abreise und dann auch bei der Ankunft erst einmal allzu
große emotionale Wogen glättet.
Klar ist einem, dass sich das Leben wieder einmal grundlegend verändern wird, ist das immer etwas, was uns viel Kraft kostet, bzw.
mit Erfahrung schon im Vorhinein in die Reserve gehen lässt.
Dies ist ein wichtiger Grund, warum man in Expat-Communities meistens schnell und warm aufgenommen wird, wirklich enge Beziehungen
jedoch eher die Ausnahme sind. Alles andere wäre auf Dauer schlicht zu anstrengend: Für eine lange Abtastphase bleibt keine Zeit und intensive Abschiede wären in den kurzen Wechsel-Rhythmen gerade der
chinesischen Communities schwer zu leisten. So lebt man miteinander so offen und fröhlich wie möglich, aber häufig auch ebenso unverbindlich.
Man baut also vor der Rückkehr emotionale Reserven auf, die Verletzungen vermeiden sollen, Reserven, die man nur langsam wieder
verlässt:
Ich persönlich erinnere mich, wie ich nach fast zwei Monaten, als ich nach langer Pause wieder eine Runde Chinesisch übte
plötzlich unvermittelt traurig wurde:
„Uuups - ich sitze in meinem Büro und spreche Chinesisch, und zwar nur mit mir selbst.
Das ist ziemlich eigenartig... .“ Ich musste eine Pause machen und diese Gedanken zurück ins Reich der Mitte ordnen - Sandra erlebte einen ähnlichen Moment, als sie in der Fußgängerzone völlig in Gedanken
versungen aufblickte und unvermittelt auf eine chinesisch beschriebene Restaurantfassade blickte und für einen Moment nicht wusste: „Wo bin ich jetzt?“
Die Situationen ist sind Beispiele für ein wichtiges Charakteristikum eines großen Abschiedes:
Fühlbar wird der Abschied insbesondere dort, wo er mit dem Alltagsleben (Restaurant) und mit Beziehungen (Sprache) verbunden ist.
Und es entstehen natürlich trotz aller Reserve Beziehungen. Die von heimatlichen Umzügen abweichende Tatsache, das man sehr, sehr
viele Menschen – auch so über Jahre vertraute wie bestimmte Kollegen, Nachbarn oder auch die Ayi – mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr wieder sehen wird, ist sehr besonders.
Daher drückt, wer es schafft/mag/kann, das ganze Ausmaß des Abschiedes erst einmal lieber weg. Man geht halt. Erinnerungen kommen
in Deutschland anfangs nur häppchenweise hoch, wann immer man tut, was man mit vertrauten Personen in Shanghai (oder sonst wo) getan hat – z.B. eben Chinesisch reden oder auch nur an einem Werbestand ein paar
chinesische Zeichen sehen. Das beinhaltet, dass wer weiter mit China in Kontakt bleibt, evtl. irgendwann empfindet, wirklich zwischen den Welten zu stehen. Frieder hatte solche Momente:
Dieses Gefühl ist nicht wirklich toll, man fühlt sich weit weg von dem was zuletzt noch „daheim“ war und gleichzeitig
eigenartig fremd in der tatsächlichen Heimat. Aber eben so in kleineren Portionen ist auch diese Phase gut zu bewältigen, und so geht es uns mittlerweile beiden wirklich gut. Andere schaffen es nicht - dund kehren
schließlich ganz nach China zurück, wieder andere nie mehr: Auch eine Lösung.
Heimat in der Heimat
Sehr stützend für eine möglichst reibungslose Rückkehr ist - da sich die äußere Heimat eben verändert hat und man selbst auch,
sich zumindest die engere Heimat frühzeitig so heimelig wie möglich zu gestalten, sprich eine vollständig eingerichtete Wohnung zu haben: Da hatten wir wie schon erwähnt ideale Voraussetzungen. Wir wussten
bereits wo wir hinkommen würden, und nach einer kurzen Übergangsphase kam auch der Container und in privater Rekordzeit wurde aus der leeren Wohnung wieder eine echte Wohnstätte. Hatten wir in
Wiblingen nach zwei Jahren im Wohnzimmer noch nicht die endgültige Lampe aufgehängt hatten wir in Finningn nach sechs Wochen alles abgeschlossen.
Aufwändig, anstrengend
Von
allen möglichen, bei uns weitestgehend ausgebliebenen Begleiterscheinungen abgesehen, war der Umzug als solcher trotz Packern und Co. einfach richtig, richtig anstrengend, um nicht zu sagen erschöpfend.
Wenn man erschöpft und gestresst ist wird man reizbar, angreifbar oder aber abgrenzend unsensibel. Es war schön zu erleben, dass wir uns
in solchen Situationen einfach absolut aufeinander verlassen können.
Denk ich an Deutschland in der Nacht...
Wir persönlich gingen insgesamt
durchaus angespannt, aber vor allem mit einem Gefühl der Freude nach Deutschland, hoffend, dass kein Rückkehrerschock diese Freude trüben würde. Der Schock blieb aus, die Freude blieb.
Die Rückkehr ist von manchen herbei gesehnt, von anderen wird sie eher gefürchtet. Es gibt für beides gute Gründe und wenn man die
Sache genau mit dem Bewusstsein für beide Seiten angeht, wird man wenig ernsthafte Probleme haben.
Es war einmal... Teil II
Gedankensplitter rund um die Rückkehr nach Deutschland
Im Folgenden finden sich ein paar ganz
persönliche Gedanken, die wir uns VOR unserem Abflug notierten – und die uns dabei geholfen haben, dass uns nur wenig Situationen ganz überraschend „überkamen“. Diese Gedanken haben keinen Anspruch auf
Vollständigkeit und erst recht nicht auf „Wahrheit“, aber geben Stimmungen ganz gut wieder, die der ein oder andere vielleicht wird teilen können.
Weiterhin ist diese Liste schlicht ein Beispiel für eine einfache Methode, sich emotional besser auf die Rückkehr vorzubereiten.
Jedes Familienmitglied kann eine solche Liste einfach für sich selbst erstellen, ein Gespräch darüber in der Familie kann viele Themen aufbringen, auf die man sonst so ohne weiteres vielleicht gar nicht
gekommen wäre.
Wo sinnvoll, ist unsere Liste noch mit kleinen nachträglichen Kommentare versehen:
Wie gesagt, VOR unserem Abflug von Shanghai nach Deutschland schrieben wir:
Was wir nicht vermissen werden:
· die Hitze (wenn man klatschnass geschwitzt in der Stadt steht, nur weil man sich eine Spur zu schnell in Richtung eines freien
Taxis bewegt hat, das dann doch weiter fuhr)
· Urlaubsrückkehr in eine leise aber deutlich vor sich hin schimmelnde Wohnung
· (nächtliche) Rohrbrüche, Kurzschlüsse und sonstige Freuden chinesischer Wohnungsinstallation.
· Chuaarrg – pfffk (weiß hoffentlich jede/r, was gemeint ist ;-)
· SARS, Vogelgrippe etc. und was man darüber an Ignorantem aus Deutschland zu hören und zu lesen bekam.
· das 24/7-Prinzip – das beim Einkaufen zwar nett ist, aber eben leider auch für die Baustellen über einem und um einen herum
gilt, sowie insbesondere auch für spontane Wochenends-Eingebungen von lokalen Arbeits-Kollegen
· dementsprechend ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn man doch tatsächlich einen Sonntag mal nicht
gearbeitet hat.
· dass, wenn man mal außer der Reihe ausschlafen kann, einen plötzlich ein fröhlich durch das Treppenhaus klingendes „Ni hao“
weckt – oha, stimmt ja, die Ayi... (Hausangestellte engen ein!).
· Unmengen fliegender Monster, ganz besonders die gemeine Schreibtischmücke (spezielles Problem von Vorstadtcompounds mit
Wasserflächen)
· - mit Verlaub – die pechschwarzen Nasenpopel ;-)
· auf dem Highway einschlafende Taxifahrer
· das Getöse einer meterlangen Kette originaler Chinakracher direkt vor der Haustür, weil der Nachbar die Renovierung seiner
Dunstabzugshaube beendet hat.
· die Wühltische in der Geflügelabteilung...
· die immer schlimmer werdenden Staus
· Gegenverkehr auf dem Highway, und zwar durch frisch aus Spielberg’s „Duell“ entsprungene,
gräulich-grünliche Urwelt-Tankwagen
· mit vollen Einkaufstaschen in der Tiefgarage vom Carrefour zu stehen und eine Stunde im Abgasmief auf ein Taxi zu warten
· die gut gemeinten, aber markerschütternden (in Europa nur für Schiffe zugelassenen) Warnhupen von rasenden Bau-Lkw`s
· im Zweifelsfall im Stundentakt den Staub von den Gartenmöbeln wischen zu können (mal abgesehen von dem sehr erfreulichen, und
von uns so niemals erwarteten Fakt, dass wir überhaupt einen Garten mit Möbeln hatten...)
· die alltägliche Gewissheit, dass irgendetwas ganz sicher wieder nicht funktionieren wird, wie vorgesehen.
· dass nach nur drei Jahren von den Menschen, die wir am Anfang kennen gelernt haben, am Schluss vielleicht jeder Fünfte, wenn
überhaupt, noch da war
· widerlich schmeckendes Leitungswasser (in aller Bewusstheit, dass wir damit schon auf der besseren Seite möglicher
Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern waren!)
· die deutliche Präsenz echter Armut
Das also die Punkte, die uns nicht abgehen würden – und uns tatsächlich auch nicht abgingen. Als nächstes dachten wir darüber nach, was wir in Deutschland wohl am ehesten vermissen würden. Hier unsere Ergebnisse dazu:
· die Wärme: im Herbst abends von der Dachterrasse der Noah`s (heute Captain`s) Bar bei 25 Grad auf den Huangpu und den
Lichterglanz von Pudong zu blicken
· anderthalb Stunden qualifizierte Ganzkörper-Massage incl. als Service dazu gereichtem Zitronenwasser und Wassermelonenstückchen
für alles in allem sieben Euro
· Xizao (Badehäuser) – Chinas schnellster Weg zur Entspannung (keine Frage, Deutschland hat die insgesamt schöneren Saunen,
trotzdem, der Ich-kriege-alles-und-es-ist-immer-offen-und-ich-kann-es-mir-jeder zeit-leisten-Komfort der chinesischen Badehäuser ist im Nachhinein schon ein echter Traum)
· dampfende Nudelsuppe, herzhafte Spießchen, knuspriges Fladenbrot für Pfennigbeträge überall an der Straße (statt dessen
wieder Pommes mit Currywurst für 50RMB ... heul...)
· ungefähr fünfhundert Restaurants aus aller Welt und für jeden Geldbeutel (oder waren es doch fünftausend?)
· dampfenden Hotpot
· Brunch mit Hummer, handgeschöpfter Schokolade und Champagner – den gibt es so in Ulm nicht – und woanders in Deutschland
wäre es dann wohl ein Ereignis, auf das man hin sparen muss...
· Mangos, die tatsächlich nach Mangos schmecken und Wassermelonen, deren Saft kein bisschen wässrig ist (o.k. – schwankt auch in
Shanghai, aber das erreichbare Mittel ist doch weit über dem Schnitt in Deutschland ;-))
· die zahllosen Gemüsesorten stets frisch auf dem Markt – da fahr ich in Deutschland in drei Spezialitätengeschäfte, nur um
dann endgültig zu wissen, dass es das einfach NICHT gibt...
· Jiang Meis handgemachte Jiaozi und all die anderen chinesischen Leckerchen „wie bei Muttern“ – die uns unsere Ayi
auftischte.
· den Gasherd mit fantastischem schmiedeeisernen Wok
· den Heißwasserspender für den Tee.
· den höchst befriedigenden Knall, wenn man mal wieder mit der Elektroklatsche eine Mücke pulverisiert hat
· dass selbst der alltäglichste Alltag dann doch wieder Überraschungen birgt
· durch eine Gasse mit Garagenläden zu laufen, in der jeder Laden seine eigene Geschichte erzählt
· fast tagtäglich interessante Begegnungen mit Menschen aus aller Herren Länder zu haben.
· Caramel Macchiato im Starbucks (gibt es zwar nun auch vermehrt in ist aber irgendwie nicht so reizvoll)
· Einladungen wie jene zum Besuch des Bundespräsidenten zu bekommen bzw. insgesamt die fortlaufende
Gelegenheit, Ausnahme-Persönlichkeiten wirklich persönlich zu erleben.
· erstklassige Aufführungen im Shanghai Grand Theatre – wir persönlich haben in Shanghai wirklich neuen
Spaß an Tanz- und Konzertbesuchen gefunden.
· Drachenbootrennen (mit Wu Shu, Kalligraphie, Literatur, Malerei, Musik, Kochen gibt es fast für jeden
Felder, auf denen man sich gewinnbringend an chinesischer Kultur erfreuen kann)
· Hunnerttausendmillionnn VW Santanas
· DVD´s mit so aufregenden Inhaltsbeschreibungen wie „The never endeng glgxs of mayham is going to clamp down in many shimmering
rgls.“
· die Maoming Lu – Nachtleben in allen seinen Farben (und leider schon Geschichte...)
· Märkte und Basare – schwelgen in chaotisch-bunter Vielfalt
· dass die durchschnittliche Wartezeit auf einen Handwerker 15 Minuten beträgt (dagegen eine wahre Szene aus D-Land Anfang August:
„Oh, das sieht wirklich gut aus, dieses Modell könnten wir Ihnen WIRKLICH schnell installieren, sagen wir in drei Monaten... .)
· den Bund – wo Zeiten und Welten aufeinandertreffen
· die Altstadt und die alten Wohnbezirke – dichter kann Leben einfach nicht sein
· und – Eitelkeit siegt - als Laowai im Alltag immer wieder mal ein „kleiner Star“ zu sein
· unseren Bonsai und unsere kleine Palme auf der Terrasse (die gingen wirklich nicht, aber unsere Möbelpacker in Deutschland haben
dann nicht schlecht gestaunt, bzw. doch deutlich irritiert geguckt, als sie zunächst eine wirklich ziemlich schwere Kiste in die Wohnung wuchten mussten, und aus dieser Kiste dann drei STEINE zum Vorschein
kamen - Ziersteine aus unserem kleinen Garten - von denen wir uns nicht trennen konnten (diese Erklärung räumte die Zweifel der Packer nur sehr bedingt aus... .)
· Feuerwerke und Laternenfest
· nächtliche Fahrten auf der Hochstraße durch das beleuchtete Häusermeer
· die Schneiderin im kleinen Laden vor dem Compound um die Ecke, bei der eine Hose soviel kostet wie in D-Land ein Hosenknopf... .
· schlafende Chinesen an allen möglichen und insbesondere wirklich unmöglichen Stellen
· wirklich kein Auto zu brauchen
· die seit drei Jahren gleiche Melodie in der Warteschleife des Taxiunternehmens
· jederzeit schnell an Orte fliegen zu können, von denen man immer schon geträumt hatte
· und viele, viele nette Menschen und Situationen
Eines jedoch – und das hatte uns unsere erste Chinesischlehrerin dereinst schon in Ulm vor der Abreise angekündigt – eines vermissen
wir in Deutschland tatsächlich mehr als alles andere:
· dass in China schon bei kleinen Anlässen einfach herzhaft gelacht wird – so mufflig Chinesen sein können, es ist immer wieder
die helle Freude, wie schnell das umschlagen kann, wie schnell Chinesen sich freuen können „wie die Kinder“ - da ist Deutschland doch deutlich kühler, das spürt man jetzt – früher war es einem nicht
bewusst.
Was man an Shanghai vermissen oder nicht vermissen kann ist eine Frage, die nächste Fragestellung für uns war: In Deutschland, auf was freuen wir uns da? Auch
das brachte klare Ergebnisse:
· wieder nahe bei Familie und Freunden zu sein – auch bei jenen Freunden, die schon vorher aus Shanghai zurück gekehrt sind (Hier
war interessant, dass wir persönlich fast zwei Monate brauchten, bis wir wirklich offen waren für all die Menschen, die wir so lange nicht gesehen hatten. Es empfiehlt sich, nur den aller engsten Kreis sofort zu
besuchen. Bei den übrigen ist es besser, schon wieder erste heimatliche Gesprächsthemen zu haben, mitreden zu können, nicht mehr nur der Exot zu sein. Als Rückkehrer gilt es zudem meistens zuzuhören, nicht zu
erzählen!!)
· die Unkompliziertheit vieler Bereiche des Alltags – schon einfach wegen der Sprache.
· Generell, dass das Leben sich in der Regel in Deutsch abspielt.
· Reisen – zwar nicht zu tropischen und exotischen Traumzielen, aber im Vergleich eben auch traumhaft einfach und unkompliziert
· Radfahren und Joggen in frischer Landluft
· Skifahren, Bergsteigen, Kajak, damit verbunden die Berge!!!!!
· duftende Metzgereien (mit den genannten Einschränkungen ;-)), Bäckereien und immer guten und frischen Käse in reicher Auswahl.
· Baggerseen, klare Bäche, wirklich grüne Umgebung.
Blieb noch ein letzter Aspekt: das, was
uns bei der Rückkehr wirklich Sorgen bereitete:
· im Alltag viele, viele Euro auszugeben... .
· Bürokratie: Versicherungen anpassen, Steuerkram, Gewerbemeldung...
· kühle, verregnete Herbsttage
· früher wieder Fernweh zu bekommen als hilfreich...
· wie all die Dinge aus Shanghai und aus unserem Lager in Deutschland schön und sinnvoll in unsere Wohnung passen würden (das ging
so gerade mal gut – aber wir empfehlen dringend ganz bewusst Maß zu halten... J).
· wochenends auf dem Trockenen zu sitzen, weil wir die Ladenschlusszeiten verpasst haben ;-).
· Den Anschluss an Freunde verloren zu haben, die Kinder bekommen und eben einen teilweise anderen Lebensweg eingeschlagen haben
Alles in allem überwogt deutlich das Positive – und ohne die ein oder andere Unsicherheit wäre es ja auch langweilig – schließlich
ist man nicht zuletzt gegangen, damit sich Dinge verändern.
Vielleicht helfen diese Gedanken dem ein oder anderen, sich besser auf die Rückkehr „einzuschießen“. In diesem Sinne ggf. auf
demnächst / entweder in Shanghai oder mal in „good old Germany“.
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