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Die Top-Ereignisse in Shanghai waren zum einen der Nationalfeiertag, der in diesem Jahr mit dem Mondfest zusammen fiel und natürlich die APEC.
Nationalfeiertag mit Mondfest (wichtiges, wenn nicht wichtigstes Familienfest, hat mit dem (Voll-)Mond zu tun - viel weiter sind wir da noch nicht.
Nächstes Jahr können wir da sicher mehr sagen...) hieß: Millionen und Abermillionen Chinesen, die in dichten Pulks bestens gelaunt, mit allen nur denkbaren Aufblasfiguren bewaffnet (Keulen) oder geschmückt (Kronen, Engelsflügel) über die Innenstadtstrassen flanierten.
Schon Wochen zuvor waren alle sehr darauf bedacht, wechselseitig kistenweise süße Mondkuchen genau so zu verschenken, dass keiner jemandem etwas schuldig blieb. Mondkuchen sind muffin- bis berlinergrosse, weiche
Küchelchen, die mit diversen süßen Pasten, die trotzdem auch Fleisch oder Eigelb enthalten können, gefüllt sind .... Vielen (auch Chinesen) sind Mondkuchen zu süß (es bleibt ihr
Geheimnis warum sie sie trotzdem in solch exorbitanten Mengen vertreiben - erinnert sehr an unser Weihnachtsgeschäft) - wir fanden sie schon lecker, nachdem wir das Glück hatten,
von Nachbarn und Vermietern beschenkt zu werden (und natürlich zurückgeschenkt haben - es gibt in China Beispiele von Familien, die nachbarliche Schulden über Generationen minutiös aufzeichnen...)
Zurück zum Nationalfeiertag samt Mondfest. Wie gesagt Millionen auf den Strassen, aber was für uns vielleicht
überraschend ist - sonst passiert nichts. Es gibt kaum sonstige Programmpunkte. Ein paar Poptalente singen oder tanzen an den größten Kaufhäusern, aber zusätzliche Imbiss-, Nippes-
oder was auch immer Stände? Fehlanzeige- nur die üblichen Strassenhändler. Das Gewusel als solches ist das Programm und macht allen sichtlich Spass: "Endlich! Die Stadt, vor allemdie Strassen, sind unser." Am Mondfesttag selber war das nett - die vier Ferientage
drumherum machte in die Stadt gehen dann allerdings nicht mehr wirklich Spass. Da wurde alles wahr, was man über Massenbewegungen in Shanghai so lesen kann. Berstende U-Bahnen, Schulter
an Schulter Bewegung durch die Einkaufsstrassen... . Millionenfach zugereiste Landchinesen, die mit den abenteuerlichsten Tragekonstruktionen Shopping-Berge bewegen.
Nationalfeiertag war zum Teil schon beeindruckend, DAS big thing schlechthin war jedoch ganz eindeutig die APEC (Asian
Pacific Economic Coorperation - oder so ähnlich): Da wurde dann einfach für fünf Tagedie gesamte Innenstadt gesperrt, und alle Firmen dicht gemacht - in einer 16 Millionenstadt, was
schon für ein wenig Frust bei den Shanghaiern sorgt, die diese "Ferien" nämlich an zwei vorhergehenden Wochenenden reinarbeiten mussten: "Welche Metropole dieser Welt stellt “nur"
für ein Politikertreffen mal eben fünf Tage den Gesamtbetrieb ein?" lautete die wohl nicht ganz unberechtigte Frage. Für uns bedeutete das die Verlegung der Herbstferien, da die Kinder
einfach keine Chance gehabt hätten, halbwegs geregelt in die Schule zu kommen.
Für auswärtige Fahrzeuge war Shanghai komplett gesperrt. Nun gut, Bush war da (mit 15 Flugzeugen Begleitung), was
schon kritisch ist zur Zeit. Dass aber ausgerechnet das größte Feuerwerk aller Zeiten, für das der Fluss Huangpu erstmals für den Schiffsverkehr gesperrt wurde, dann auch unter
weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, das traf die feuerwerksverrückten Chinesen schon sehr: "Immer sind die Auswärtigen wichtiger als wir..." war da zu hören. Eine, um nicht
zu sagen vier oder fünf, Fernsehübertragungen gab es aber immerhin und was da zu sehen war, war schlicht gigantisch, spätestens als der 460 Meter hohe Fernsehturm sich mittels
gewaltiger Funkenreifen in eine wirklich überüberüberdimensionale Feuerblüte verwandelte.
Jetzt sind alle Auswärtigen wieder weg und mit ihnen auch die Weihnachtsstimmung, denn überall an den Strassen - wenn wir
sie denn mal befahren konnten - waren bunte APEC-Leuchtbuchstaben und Leuchtgirlanden, teilweise wirklich tolle Lichtspiele und Figuren, aber auch freundlich nur
"bunt" zu nennende Werke. Trotz aller Reibereien ist die APEC ein Segen für Shanghai. Geblieben sind nämlich z.B. hunderte oder vielleicht auch tausende von Palmen, Stauden, Baeumen
und vor allem Blumen - gewaltig was da gezaubert wurde, ganze Strassenzuege wurden neu begrünt. Der Touristenort Zhujiajiao (klein Zhouzhuang) wurde totalrenoviert.
Eher kurios: Geblieben ist auch ein ultramodernes, in Rekordzeit fertig gestelltes Waisenhaus, das eher aussieht wie
eine Universität oder sonst eine Prestigeobjekt. Dessen Besichtigung war natürlich APEC-Programmpunkt. Die Frage ist, wann die Waisen einziehen werden. Und geblieben ist
natuerlich der Feuerwerks-Eintrag ins Guinnes-Buch der Rekorde.
Was uns noch aus dem Oktober geblieben ist, war der Besuch auf einem Drachenfestival (u.a. eine Drachenkette mit über 100
Einzeldrachen in einer Reihe) mit - und jetzt kommts - anschliessender Meereswanderung! Das gibt es hier nämlich doch, das Meer, als solches.
Dreissig Minuten Fahrt mit dem Bus. Sieht zuerst nicht so toll aus - sandiges Wasser, Betonufer, bei Ebbe kann man jedoch
sehr weit rauslaufen, am Ufer entlang spazieren und als Chinese zudem noch Krabben und essbare Muscheln sammeln, was zum Teil mit großer Hingabe geschieht. Tolle Stimmung, trotz oder
gerade wegen tausender Menschen. Denn schöne UND gleichzeitig einsame Plaetze, das gibt es in China wohl eher selten..
Einen haben wir aber gestern zumindest gesehen, einen NOCH einsamen Platz. Kollegen von Sandra haben uns mit ihrem Auto
aufs Land mitgenommen. Dort wurde auf einem Hügel tatsächlich eine neue Pagode, bzw. eher ein neuer Stupa gebaut. Es gibt in China eine religiöse Renaissance, die
allerdings argwöhnisch beobachtet wird. Gleichzeitig ist der Tempel der Beweis, dass dieser Religiositaet durchaus Raum gelassen wird. Der Tempel selber: Von aussen eher
beton-modern gewagt, war innen eine schlicht atemberaubende Sammlung moderner, meterhoher (Wurzel)-Schnitzereien. Und weil ja eigentlich noch im Bau, war alles leer, bis auf drei
Arbeiter - oder Tempelwächter.Vor dem zentralen, ebenfalls fantastisch geschnitzten Buddha-Heiligtum brannten aber bereits die Raeucherkerzen - ganz, ganz toll.
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