Wohnen in Shanghai

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Verzeichnis der Compounds der Schüler der Deutschen Schule Shanghai 2009.

 

August 2001: Die Ankunft - wie wohnt man wohl in Shanghai?

Hier gab es eine echte Überraschung. Mit einer halbwegs brauchbaren Lösung hatten wir schon gerechnet, uns aber doch auf wenig Platz sowie eine hässliche und laute Umgebung eingestellt.

So sitzen wir in rund 160, über zwei klimatisierte Stockwerke verteilte Quadratmeter, mit Terasse und Gärtchen (was bei aktuell 40oC jedoch eher statistischen Wert hat). Wir haben Fax/Telefonkombination + einem weiteren Telefonapparat, Waschmaschine, Microwelle, Kühl-Gefrier-Kombination, Gasherd, Elektroofen, einen großen Fernseher mit Video-CD (incl. rund 250 Filmen vom Vormieter), 5 Zimmer (alle mit Telefonanschlussdosen), 2 Bäder + 1 Toilette und vom Arbeitszimmer blicken wir an einem Baum vorbei auf einen kleinen See. Nachts zirpen die Grillen.

Trotz Einbindung in einen vierstöckigen Wohnungsblock mit 5 Einheiten ist das Wohngefühl, dadurch dass wir an der Frontseite liegen und so drei Fensterseiten haben, eher das eines Hauses.

Soweit die erste Begeisterung und vorweg: wir fühlen uns hier auch jetzt noch sehr, sehr wohl.

ABER, wir sind doch in China, und so offenbarten sich dann doch nach und nach kleinere Mängel: am deutlichsten der feuchte Muff in nicht genutzten Räumen. Alle Lüfter laufen zur Zeit auf Hochtouren durch, um diesbezüglich unterstützt von diversen Lufterfrischern und Duftsäckchen Abhilfe zu schaffen. Dazu kommen kaputte Fensterverschlüsse und Fliegengitter, Türen die nicht schließen, ein schönes 20 Liter Wasserfass leider ohne “Waterdispenser” (Trinkwasserspender - mittlerweile nachgeliefert), ein Staubsauger der nicht läuft, eine Waschmaschine, die wie hier üblich nur kalt wäscht (das stört uns bisher allerdings wenig, denn sie wäscht!) und als Kehrseite des Sees: MÜCKEN! Letztere werden hier mit tennisschlägerartigen Elektro-Klatschen bekämpft... .

Der Baum vorm Arbeitszimmer verdeckt den Blick auf ein Hüttenviertel nur notdürftig - anderseits ist dies Aussicht aber auch eine gute “Erdung”.

Kein echtes Problem aber doch etwas bizarr: Der Fernseher bietet trotz Satellit zwar beeindruckende 15, aber dennoch vollständig unverständliche Programme.

Das Faxgerät war bisher nicht dazu zu bewegen Faxe zu senden - Empfang und Anrufbeantworter funktionieren aber immerhin und haben sich schon mehrfach höchst nutzbringend bewährt.

Aber noch mal, es gefällt uns gut und wir werden hier (d.h. in dieser Wohnung) wohl auch bleiben. Die bestehenden Mängel sollten sich beheben lassen.

Soviel zur Wohnung als solcher.

Unser“Jiu Shu Garden”  oder so ähnlich genannter “Compound”, will sagen bewachter Wohn- und in diesem Fall Wohlhabendenbezirk (es wohnen hier auch Chinesen), liegt am Stadtrand in der Nähe des Inland/Asien-Flughafens Honqiao, jedoch außerhalb der Flugschneisen. D.h., wir haben glücklicherweise keinen Fluglärm.

Fährt man aus dem Compound-Tor so kommt man direkt auf eine zwar recht breite und asphaltierte, ansonsten aber typisch chinesisch/asiatische Straße mit kleinen offenen Läden und Werkstätten, hupenden Rollern, ratternden Traktorgespannen und vielen vielen Fahrrad- und Lastenfahrradfahrern. Die Grundstimmung - und das erleichtert es wirklich sehr und mindert das Befremdende des “bewachten Lebens” - ist bisher überall ausgesprochen freundlich. Die Wohnungen zu bewachen macht wohl Sinn, man selbst muss aber nicht bewacht werden, fühlt sich selbst in den engen Gassen ärmerer Viertel nicht bedroht.

Über eine große Einfallstraße geht es dann zunächst durch das Stadtrandgebiet, das wenig begeistern kann - aber eben auch in keiner Weise beängstigend oder gar erschreckend ist.

Soweit erinnert uns viel an Kathmandu, Dubai oder auch Antalya und wir sind froh, diese kleinen Vorerfahrungen schon gemacht zu haben - wer noch nie in asiatischen Großstädten war, wird in Shanghai an einer gewissen Akklimatisierung sicher nicht vorbei kommen.

Ein wenig genauer wird unser Leben in Jiu Shi sowie der Compound selber unter

“Jiu Shi” und “In Shanghai” beschrieben.

 

Anfang November 2001: Der Container ist endlich da

Über zwei Monate vorbei und dann war es endlich passiert. Vor einer Woche beendete die Ankunft des Containers 2 1/2 Monate leben aus dem Koffer, brachte Bücher, Unterlagen, KLAMOTTEN, und und und... .

Richtig schön, wie Weihnachten - abgesehen davon, dass die Wohnung für eine Woche aussah wie ein Schlachtfeld. Gleichzeitig beendete dieses Ereignis auch die "Ankunft" im engeren Sinne. Tatsächlich waren wir von unserem ersten Urlaub in Huangshan schon mit dem deutlichen Gefühl zurück gekommen, Heim zu kommen.Das Nachlassen der Anfangsspannung lässt auch einen Blick darauf zu, wie hoch die Belastungen dieser Veränderung für uns waren. Zum einen zwar geringer als man befürchten konnte, zum anderen müssen wir gestehen, dass dieser Umzug keinesfalls spurlos an uns vorrüber ging. Wir waren doch eine ganze  Weile untereinander deutlich schneller gereizt. Ein echter Entwicklungsprozess, den wir hier noch einmal mitgemacht haben und auch noch mit machen - aber das war ja auch irgendwie Sinn des Ganzen.

Juni 2002, Mietvertragsverlängerung:

So, jetzt haben wir unseren Mietvertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Nach dem überraschenden Begrüßungsmahl durch unsere Vermieter vor einem Jahr haben diesmal wir die Vermieter eingeladen und zusammen mit Xiang Mei gemischt Europäisch/Chinesisch Speisen aufgetafelt. War ein netter Tag, was sicher mit zu den unkomplizierten Einigungen in allen wichtigen Punkten beitrug. Die trotz geänderter Rechtslage weitergehende Versorgung mit DWtv (deutsches Sattelitenfernsehen) wurde ebenso zugesichert wie die Reparatur diverser kleinerer Mängel. Die Tochter lebt in den USA, der Sohn spricht fließend Englisch, und so haben alle eine Vorstellung westlicher Lebensweise. Das erleichtert sehr, sehr vieles.

Aber auch sonst zeigte sich mal wieder, dass wir mit unseren Vermietern sehr glücklich sein können.

Zum sonstigen Stand der Wohndinge: Auf unserer geliebten Terrasse steht seit einigen Wochen ein kleiner Gartenpavillion, was die ganze Sache noch wesentlich heimeliger werden lässt. Im Haus gibt es mittlerweile ADSL zur bequemen Arbeit im Internet und nach acht Monaten vergeblicher Handwerkerbemühungen hat Frieder selbst nun auch - man traut es sich ja kaum über derartigen Luxus zu sprechen - unseren kleinen Whirlpool endgültig abgedichtet und zum Laufen gebracht.

Was die Komfortstandards betrifft sind wir hier schon sehr, sehr vewöhnt - da kann man dann auch die fortlaufenden Undichtigkeiten an diversen Installationen, herausspringende Sicherungen, wochenlange Ausfälle beim Sattelitenfernsehen und selbst des Boilers ganz gut ertragen. Der plötzlich unererfreulich grün algenüberzogene Wasserfilter und ein mit Knall und Rauch seinen Geist aufgebender Trinkwasserspender waren da schon eher beunruhigend. Letzterer hätte uns im Zweifelsfall die Bude abgefackelt.

Kleine Pannen sind nichts Schlimmes, denn die Handwerker kommen in der Regel innerhalb von 10 Minuten - die Masse der Ausfälle nervt allerdings schon ein wenig und ein weiterer Haken dabei ist, dass die herbeieilenden “Gongren” häufig nicht wirklich das reparieren, was kaputt ist, bzw. wenn sie es doch tun, dieses wiederum wenig nachhaltig - was uns punktgenau zur Masse der Problemchen zurück führt.

So ist es mit dem Wohnen wie mit so vielem in China: es ist gut, teilweise sogar besser als daheim, aber immer wieder auch wirklich anders.

 

Diesen (oben) sehr guten englischsprachigen Shanghaiführer mit den wichtigsten Zielen in Pinyin und Hanzi finden Sie u.a. in den Pudong-Flughafen- Buchhandlungen. Ansonsten empfehlenswert::

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Frieder Demmer: China-Beratung, Training, Coaching