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S u. F. Demmer
Unterwegs in China
Guangzhou, Kanu

Guangzhou – dass Kanton nicht wahr sein!

Guangzhou (Guangdschou) war für uns nur Zwischenstation, Abflughafen nach Hainan, mit einer Nacht Aufenthalt.

In unseren Breiten eher als Kanton bekannt, dachten wir bei Guangzhou intuitiv an urige chinesische Ländlichkeit. Für die Umgebung Guangzhous trifft das auch zu, wobei auch hier verhältnismässig große Plantagen gegenüber den in aller Regel kleinen chinesischen Bauernfeldern auffallen: Bananen, Citrusfrüchte, Zuckerrohr.

“Cantonese” mag zudem manchen als zweiter Chinesischer Hauptdialekt bekannt sein, neben dem eher im Norden verbreiteten, bei uns wegen seiner Funktion als Amtssprache “Mandarin” (i.e. kaiserlicher Beamter) genannnten Peking–Dialekt. Alle Chinesen verwenden ungeachtet ihrer Dialekte die gleichen Schriftzeichen, weswegen die Chinesen intuitiv dazu neigen, jemandem, der sie nicht versteht, ihr Anliegen aufzuschreiben, was unter Chinesen idiotensicher ist - bei Europäern, zur großen Enttäuschung mancher, aber eben keinen echten Fortschritt bringt.

Tatsächlich präsentiert sich Guangzhou präsentiert alles andere als ländlich, sondern als beeindruckende 6 Mill.-Metropole, die als Warenverteiler im Windschatten Hongkongs wieder eine der reichsten Städte Chinas ist.

Natürlich bestimmen auch hier wie in allen chinesichen Boomtowns Wolkenkratzerprojekte die Stadtplanung, aber mit der ehemals britisch-französischen Konzession auf der “Shamian Dao”, einer idyllischen Flussinsel, hat man sich jetzt schon ein von Sauberkeit und Ruhe sowie Kolonialstilbauten geprägtes Historienviertel geleistet. Hauptreiz (für den westlichen Touristen) dieser Stadt, bleibt aber ihr pulsierend vielfältiges Straßenleben mit urigen Märkten und fliegenden Händlern, Gauklern. Auch die vorhandenen Tempelanlagen haben wir insbesondere ob ihrer intensiven Nutzung als lohnender empfunden, als der Lonely Planet sie einstuft.

Eine absolut sehenswerte Besonderheit ist der Xuexiu Gongyuan (S-chüe S-chiu Gungyüän), ein Park mit gewaltigen Ausmaßen und beeindruckendem, uraltem Baumbestand.

Nett dabei und wohl eher einmalig: Guangzhou soll sein Reichtum ausgerechnet von fünf himmlischen Ziegenböcken in die Wiege gelegt worden sein, die dereinst versprachen, dass diese Region niemals Hunger leiden sollte. Dementsprechend findet sich im Park (wie in Hongkong von Buddha und Macao von A-Mah) ein meterhohes Monumantal-Denkmal von fünf (himmlischen) Ziegenböcken  - wir müssen zugeben, uns mit einer kleinen Kopie im (lohnenden) Stadt-Museum zufrieden gegeben zu haben.

Ähnlich wie Shanghai bringt Guangzhou viele Gesicher Chinas sehr eng zusammen und ist damit vielleicht kein primäres Reiseziel, aber einen Stopp absolut wert.

25. und 26. Mai 2002: Kanu-Slalom-Weltcup in Guangzhou - Mittendrin statt nur dabei

Am 25. und 26. Mai 2002 feierte in Guangzhou der Wildwasser-Slalom-Weltcup Premiere in China. Da – wie einige wissen werden – ich dem Kanu-Slalom recht verbunden bin, war für mich klar: Da musst Du hin.

Nach einigen vergeblichen “privaten” Versuchen kam ich mit freundlicher Unterstützung von “Welt-Slalom-Chef” Peter Horster schließlich doch noch im ansonsten hermetisch abgeschirmten Nationenhotel unter – in einem riesigen Zimmer mit abgeteilter Ledersitzecke, Minibar und Fernseher – zu einem Preis, der angesichts dieser Dimensionen, der drei Buffets täglich und des edlen Abschluss-Dinners im Seafood-Restaurant sehr freunlich war. Das Hotel selber - mit Park, Club und Schwimmbad - entstand aus dem Sommersitz eines Mao-nahen Funktionärs, eine Info des Gastgebers, die viele Athleten in wohl nicht beabsichtigter Form ins Grübeln brachte... .

Krönung für mich war, dass das deutsche Team (Mandy Planert, Jenny Apel (K1 Damen), Thomas Becker, Claus Suchanek (K1 Herren), Stefan Pfannmöller, Jan Benzien (C1), Andre Ehrenberg, Michael Senft, Kai Walter und Frank Henze (C2), sowie Jürgen Köhler, Klaus Pohlen und Martin Fischer im Betreuerstab), namentlich Klaus Pohlen mir eine Akkreditierung abgab und damit die Möglichkeit, wirklich “mittendrin, statt nur dabei” zu sein.

Dafür – da ich ja doch recht unerwartet aufschlug - an dieser Stelle noch einmal meinen herzlichsten Dank. Aus dieser Team-Perspektive war Guangzhou auch nach reichlich Weltcups am Eiskanal ein neues und besonderes Erlebnis für mich!

Ansonsten geben wohl die (die leider noch nicht eingescannten... sorry) Fotos am besten einen Eindruck von dieser beeindruckenden Veranstaltung bei 35 Grad im Schatten (4 Liter getrunken – keinmal auf Toilette gemusst...). Tausende von mitfiebernden Zuschauern, zahllose Kinder auf Autogrammjagd (davon etliche nun auch mit meinem wertlosen Schriftzug – aber sie haben sich immer riesig gefreut...), Kamera-Teams und Pressfotografen gaben dem Ganzen einen Rahmen, der manchmal mehr an den Ski-, denn an einen Kanu-Weltcup erinnerte.

Für die die es interessiert: Sportlich gab es beim erstmalig im neuen Modus mit Qualifikation, “Halbfinale” (Ausscheidungslauf für das Finale der besten 10) und Finale ausgetragenen Rennen eine starke deutsche Mannschaft:

Mandy Planert feierte in einem spannenden Duell mit Gabriela Stacherova aus der Slovakei im ersten Weltcup dieser Saison den ersten Sieg, Walter-Henze beeindruckten im Zweiercanadier als 2. mit (relativ) geringem Rückstand auf das slovakische Traumteam Hochschorner-Hochschoner, das mal wieder hoffnungslos (ver)zauberte. Das zweite deutsche Boot, Ehrenberg-Senft, wurde zudem noch 3.. Stefan Pfannmöller und Thomas Becker belegten 4. Plätze, worin beide sowohl Licht wie auch Schatten erkennen konnten. Und die “Nachwuchsstars” Claus Suchanek und Jenny Apel beide als 7. (Claus insbesondere aber auch als strahlender Qualifikationssieger) und Jan Benzien als 8. gaben im ersten Saisonrennen ihre Visitenkarten geschlossen in der Weltspitze ab.

International sehr beachtet: China brachte fast alle Boote über die Qualifikation und immerhin drei Boote (alles Zweiercanadier) ins Finale – im erst dritten Wettkampfjahr schon ein kleines Wunder. Wenn man dann noch hinzuzieht, dass die gerade 17-jährige Qualifikationsvierte (!!!) Li Jing Jing, im Halbfinale vorrangig an Nerven und geringer Wettkampfpraxis scheiterte, dann wird klar, dass China (bei konzentrierter Fortsetzung der Bemühungen) 2008 in Peking ernsthaft um die ein oder andere Slalom-Medaille wird mitreden können.

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Frieder Demmer: China-Beratung, Training, Coaching